Ganzheitliches Massemanagement für exklusive Kabinenausstattung

Beim Umbau eines Airbus A320neo zum VIP-Verkehrsflugzeug wird das Projektteam mit erheblichen gewichtstechnischen Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere führt die erhöhte Kabinenmasse durch luxuriöse Ausstattungselemente zu kritischen Belastungen der zulässigen Massegrenzen wie MZFW und MTOW. Durch systematische Masseneinsparung auf Basis von Struktur-, Material- und Systemleichtbau wird die Nutzlastkapazität erhalten und das Zielgewicht eingehalten. Diese Fallstudie zeigt den ingenieurtechnischen Ansatz zur Masseneinflussanalyse, MWE-Kontrolle und COG-Optimierung.

Ausgangssituation

Ein internationaler Betreiber von Business-Charterflügen lässt einen fabrikneuen Airbus A320neo in eine exklusive VIP-Konfiguration überführen. Die Ausgangsbasis bildet ein Serien-A320neo mit einem OEW (Operating Empty Weight) von ca. 44.000 kg.

Die Herausforderung

Die VIP-Ausstattung beinhaltet Lounge-Module, Bürobereiche, ein Kabinenschlafmodul sowie eine spezielle Kabinenbadausstattung. Dadurch steigt das Kabinengewicht um rund 2.500 kg im Vergleich zur Serienausstattung. Die zulässige Zero Fuel Weight (MZFW = 64.300 kg) wird durch das zusätzliche Einbaugut bei vollem Nutzlastprofil überschritten. Zudem muss der Schwerpunkt (COG) innerhalb des zulässigen Bereichs von 23–36 % MAC gehalten werden, ohne Trimgewichte einzusetzen.

Lösungsansatz

Zur Einhaltung der Massegrenzen wird ein mehrstufiges Mass-Property-Management implementiert. Durch Bottom-Up-Massenerfassung, Einsatz von Mass Growth Allowances (MGA) und Nutzung von Mass Properties Reporting-Tools, wie unser Smart Act Tool, wird eine transparente Gewichtskontrolle gewährleistet.

Folgende Maßnahmen zur Gewichtsoptimierung kommen zum Einsatz:

Material Leichtbau:

Substitution schwerer Kabinenwerkstoffe durch speziell optimierte Aluminium- und CFK-Honeycomb-Sandwichplatten mit extrem hoher Schälfestigkeit, sowie dem Einsatz von speziellen Leichtbauinserts

(Reduktion: 600 kg).

Topologie – Optimierung

Struktur Leichtbau:

Multiskalen-FEM & Strukturmodellierung

Kombinierter Optimierungsansatz

(Reduktion: 250 kg).

System Leichtbau:

Vereinfachung der Schnittstellen zwischen Strukturbauteilen und elektrischen Systemen und Optimierung der Klimaversorgungsleitungen durch ganzheitliche Analyse der Potenziale zur Funktionsintegration

(Reduktion: 450 kg).

Zudem wird die Schwerpunktlage durch optimierte Nutzlastverteilung innerhalb des CG-Envelopes gehalten.

Ergebnis

Der Payload-Verlust kann durch die Maßnahmen auf 300 kg begrenzt werden. Die finale OEW liegt bei 45.800 kg, was eine ZFW von 62.800 kg erlaubt – innerhalb der MZFW von 64.300 kg. Der errechnete COG wird bei 28 % MAC stabilisiert – optimal für alle Flugphasen.

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Literatur- und Datenquellen

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