Ganzheitliche FEM-gestützte Entwicklung einer modularen Leichtbaupanzerung für militärische Transportfahrzeuge
Ausgangssituation
Ein europäischer Hersteller taktischer Ketten- und Radfahrzeuge stand vor der Herausforderung, für ein gepanzertes Transportfahrzeug der 18-Tonnen-Klasse eine neue Panzerung zu entwickeln. Diese sollte bei gleichbleibender Schutzklasse nach STANAG 4569 Level 3/4 deutlich leichter sein als die bisher verwendete homogene Stahlpanzerung – ohne Abstriche bei Schutzwirkung oder Modularität. Besonders gefragt war eine flexible Bauweise, die sich an unterschiedliche Bedrohungsszenarien anpassen lässt.

Herausforderung
Der zentrale Zielkonflikt bestand in der Erfüllung hoher Schutzanforderungen bei gleichzeitig drastisch reduzierter Masse. Weitere technische Herausforderungen:
- Integration unterschiedlicher Werkstoffe (metallisch, keramisch, faserverstärkt)
- Sicherstellung der strukturellen Integrität bei ballistischen Hochgeschwindigkeitsbelastungen
- Berücksichtigung thermischer Effekte (z. B. durch Reibungshitze beim Durchschuss)
- Begrenzung von Schwerpunktverlagerungen zur Wahrung der Fahrdynamik
- Modulare Auslegung ohne Kompromisse bei der Schutzwirkung
Unser Lösungsansatz
In einem ganzheitlichen, mehrstufigen Entwicklungsprozess kombinierte TGM Methoden des Systemleichtbaus mit fortschrittlicher FEM-Simulation und systematischer Konzeptvalidierung:
1. Werkstoffauswahl & Charakterisierung
- Hochfeste Leichtbaumaterialien wie AlSi-Matrix-Verbundsysteme und technische Keramiken wurden analysiert und validiert
- Werkstoffdatenbanken wurden erweitert um Hochgeschwindigkeitskennwerte und temperaturabhängige Versagenskriterien
2. Struktur- & Topologieoptimierung
- Kombination topologischer und topographischer Optimierungen führte zu signifikanten Gewichtseinsparungen in Träger- und Anbindungselementen
- Spannungsverläufe wurden durch gezielte Geometrieanpassungen homogenisiert
3. Systemintegration & Massenmanagement
- Untersuchung der Masseverteilungen im Fahrzeugverbund zur Vermeidung dynamischer Instabilitäten
- Reaktive Modulanpassung in Abhängigkeit der Missionslasten
4. FEM-gestützte Impact-Analyse
- Nichtlineare FEM-Modelle mit Lagrange-Elementen und Fortschrittsschädigung simulierten Splitter- und Hartkerneinschläge
- Thermomechanische Kopplung zur Erfassung lokaler Temperaturanstiege bei Beschuss
5. Ganzheitliche Bewertung & Reifegradabsicherung
- Einsatz der TGM-Methodik zur systematischen Ideengenerierung und Bewertung im Massenbuch
- Fortschrittsmonitoring über alle Reifegrade hinweg (Konzept → Prototyp → Vorserie)
Ergebnis
Das entwickelte Hybridpanzerungssystem ermöglicht eine Masseeinsparung von 28 % gegenüber der ursprünglichen Stahlpanzerung – bei nachweislich gleichbleibendem Schutz nach STANAG 4569 Level 4. Weitere Vorteile:
- Modulare Bauweise: Flexible Anpassung an Bedrohungsszenarien und Missionsprofile
- Optimierte Energieabsorption: Verbesserte Schockverteilung und reduzierte Durchschlagswahrscheinlichkeit
- Gesteigerte Fahrzeugperformance: Verbesserte Manövrierfähigkeit und reduzierter Treibstoffverbrauch durch geringere Aufbaugewichte
Fazit
Diese Fallstudie zeigt, wie durch konsequente Anwendung moderner Leichtbau- und Simulationstechnologien signifikante Effizienzgewinne erzielt werden können – ohne Kompromisse bei der Schutzwirkung. Die modulare Hybridpanzerung stellt einen zukunftsweisenden Baustein für den modernen militärischen Fahrzeugbau dar.